Fake News im persönlichen Umfeld

< Zurück zur Übersicht Fake News

Spätestens seit der Corona-Pandemie sind wir alle in irgendeiner Form mit Fake News in Berührung gekommen. Entweder stießen wir selbst auf fragwürdige Informationen oder Verwandte, der Freundeskreis oder Menschen bei der Arbeit haben sie uns geschickt. In komplexen und dynamischen Situationen, wie einer Pandemie oder einem Krieg, ist es besonders schwer, solche Informationen einzuordnen. Für viele Dinge gibt es zudem keine einfache oder eindeutige Erklärung, so dass wir ein Stück weit lernen müssen, mit Unsicherheit und Ungewissheit zu leben. Dieses Gefühl zu ertragen ist nicht einfach, denn der Mensch möchte offene Fragen beantwortet haben. Wir dürfen deswegen aber nicht vorschnellen und scheinbar einfachen Erklärungen folgen, ohne sie zu hinterfragen. Hier sind einige Tipps für den Umgang mit Informationen im Alltag und was man tun kann, wenn man mit Fake News konfrontiert wird.

unsicheres Strichmännchen

Lesetipp: Mit der Unsicherheit leben – aber wie? https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/39120-mit-der-unsicherheit-leben-aber-wie.html

Informationsgrundlage schaffen

Eine gute Allgemeinbildung hilft, den Wahrheitsgehalt von Informationen besser einschätzen zu können. Schon Kinder und Jugendliche sollten in der Familie und in der Schule an diese Themen herangeführt werden und einen kritischen Umgang mit Informationen und Medien üben. In einer Umfrage haben Jugendliche ausdrücklich den Wunsch geäußert, mehr über Fake News zu erfahren: https://www.rnd.de/digital/fake-news-drei-viertel-der-jugendlichen-begegnen-regelmassig-desinformation-2YWZ6ILBDVENZP2H6UW4LYTBLI.html

Mit den folgenden Schritten kann man sich bereits einen grundlegenden Überblick über das Geschehen verschaffen

  • Jeden Tag: Überblick über die Schlagzeilen des Tages verschaffen, um über aktuelle Entwicklungen informiert zu sein (Nachrichtenwebseite, Radio, Fernsehnachrichten)
  • Einmal pro Woche: Nachrichtenangebot auswählen, dem man vertraut und dieses intensiver lesen oder anhören.
  • Komplexe Themen in der Familie oder im Bekanntenkreis besprechen: Wer ist zu welchen Themen gut informiert? Mit wem kann ich bei Fragen über einzelne Themen sprechen? Auch im Internet findet man Gruppen, die sich kompetent und sachlich mit einem Thema auseinandersetzen.
Medieninteraktion

Erst prüfen, dann teilen

Fake News gewinnen erst an Einfluss, wenn sie von vielen Menschen geteilt werden. Fragt euch deswegen jedes Mal, bevor ihr etwas teili, ob die Information auch verlässlich ist. Wenn ihr euch nicht sicher seid, teilt die Information erst einmal mit einer einzelnen Person oder im kleinen Kreis und hört euch die Einschätzung der anderen an. Wenn ihr Zweifel am Wahrheitsgehalt habt, teilt die Information nicht.

Think before you click

Was tun, wenn jemand Fake News für wahr hält?

Wir alle irren uns manchmal. Entweder merken wir es selbst oder jemand macht uns darauf aufmerksam. Schickt euch also jemand einmal eine Falschnachricht oder teilt sie in den sozialen Medien, macht ihn oder sie darauf aufmerksam und packt am besten eine Quelle dazu, die die Information richtigstellt. Schreibt es am besten in einer direkte Nachricht und nicht in einem öffentlichen Kommentar. Das gibt der Person Zeit, sich zu überlegen, wie er oder sie mit der Falschnachricht umgeht. In der Regel löschen die Leute ihre Falschnachrichten oder ergänzen sie um die Richtigstellung.

Wenn Menschen in eurem Umfeld regelmäßig Fake News teilen, sind sie häufig auch empfänglich für Verschwörungstheorien. Das heißt, sie vermuten geheime Pläne einer Gruppe, die ein bestimmtes Ziel verfolgt, das für die Person in der Regel schädlich ist. Fake News und Verschwörungstheorien haben zwar nicht unbedingt etwas miteinander zu tun, die beiden Phänomene tauchen jedoch häufig gemeinsam auf, da sie zum Werkzeugkasten bestimmter Gruppierungen gehören (siehe auch Warum verbreiten Menschen Fake News?). Je mehr sich Fake News in ein solches Ideengebäude einfügen, desto schwieriger wird es, mit den Personen sachlich über die Themen zu sprechen. Wichtig ist es deswegen so früh wie möglich ins Gespräch über Fake News (und auch Verschwörungstheorien) zu kommen, da die Menschen dann noch offener für sachliche Argumentationen sind.

Katharina Nocun und Pia Lamberty widmen sich diesen Themen sehr intensiv und haben ein Buch geschrieben, dass sich genau mit diesen Fragen beschäftigt: True Facts – Was gegen Verschwörungserzählungen hilft. Hier einige Gesprächstipps aus dem Buch:

  • Widersprechen aber gesprächsbereit bleiben: „Ich sehe das anders aber es interessiert mich, wie du zu dieser Ansicht kommst.“
  • Gespräche deeskalieren: Wenn man über das Thema in eine Auseinandersetzung gerät, kann es helfen, das Gespräch zu unterbrechen und nach einer Pause fortzuführen. Ihr könnt auch das Gespräch auf ein anderes Thema verlagern.
  • Quellen hinterfragen: „Denkst du, die Person profitiert in irgendeiner Weise von diesen Informationen?“

Solange es euch damit gut geht, bleibt mit den Personen im Gespräch, denn wenn sie sich isoliert fühlen, ziehen sie sich häufig noch mehr in ihre Welt zurück und bekommen gar keine anderen Impulse mehr. Wenn ihr euch inhaltlich überhaupt nicht einig werdet, versucht das Thema auszuklammern. Gerade in der Familie oder bei der Arbeit hat man oft nicht die Möglichkeit, einer Person komplett aus dem Weg zu gehen, so dass es wichtig ist, dass man sich in einer für alle Seiten verträglichen Weise arrangiert.

Es ist nicht einfach auszuhalten, wenn eine nahestehende Person scheinbar offensichtlich unlogischen Dingen nachhängt. Vielleicht hilft es euch, wenn ihr versteht, warum die Person diesen Dingen nachhängt. Ist die Person eine sehr logischer und sachlicher Mensch, der in einer unsicheren und auch unlösbaren Situation keinen anderen Anker findet? Wurde die Person in der Familie mit bestimmten Sichtweisen geprägt? Versucht herauszufinden, warum die Person diesen Weg gewählt hat. Behaltet im Auge, ob es ihr dabei gut geht und ob sie sich noch im rechtlich zulässigen Rahmen befindet.

Hörtipp: Bernhard Pörksen erläutert, welche große Herausforderung der Umgang mit der Vielzahl an Informationen heutzutage ist: Infodemie – erklärt von Bernhard Pörksen – SWR2 – Verzweifelete Suche nach Gewissheit

Bildquellen: https://pixabay.com/de/illustrations/fragen-nachfrage-zweifel-1922477/ https://pixabay.com/de/vectors/sozial-sozialen-medien-internet-371649/